Die Dicke der Hornhaut ist ein zentraler Faktor in allen Phasen einer refraktiven Korrektur.1 Das Volumen des Gewebeabtrags bestimmt die refraktive Änderung2, die verbleibende Hornhaut sollte gleichzeitig genügend Stabilität aufweisen.3 Ablationen, die tiefer als geplant durchgeführt werden, können zu Überkorrekturen führen. Auch erhöht eine zu geringe Restdicke der Hornhaut das Risiko einer postoperativen Keratektasie.4 Ultraschall ist die gängigste Methode zur Messung der Hornhautdicke.5 Neuere Methoden sind das Scheimpflug-Verfahren6 und die Optische Kohärenz Tomographie (OCT).7
Die Wirksamkeit des von SCHWIND eingeführten neuen Verfahrens Optische Kohärenz Pachymetrie (OCP), das beispielsweise in den SCHWIND AMARIS integriert ist, wurde kürzlich in der klinischen Praxis untersucht. Diese Methode erlaubt eine kontaktfreie, kontinuierliche Messung der Hornhautdicke. Dank eines interferometrischen Prinzips lassen sich sehr feine Strukturen im Auge nachweisen. In einer klinischen Studie des Muskat Eye Laser Center, Oman, mit mehr als 100 Augen, wurde die corneale Pachymetrie vor und während der Laserbehandlung mit OCP, Scheimpflug und Ultraschall gemessen. Die präoperativen pachymetrischen Messungen korrelierten gut für alle drei Messmethoden, die in der Studie untersucht wurden. Dennoch zeigten die OCP-Messungen – statistisch betrachtet – deutlich dünnere Flaps als die Ultraschallmessungen. Als Referenzmessung wurde die auf dem Bildschirm angezeigte zentrale Ablationstiefe zugrunde gelegt. Hier ließ sich eine sehr gute Übereinstimmung zwischen Ultraschall-, Scheimpflug- und OCP-Messungen beobachten. Die Korrelation zwischen der kalkulierten zentralen Ablationstiefe und des gemessenen Wertes war bei der OCP- Messung am größten (mittlere Abweichung +13 μm). Eine gute Korrelation zeigte auch die Scheimpflug-Messung (mittlere Abweichung -9 μm) gefolgt von der Ultraschallmessung (mittlere Abweichung -10 μm).
Beim Vergleich der Abweichung der pachymetrischen Messung mit der Abweichung im refraktiven Ergebnis ließ sich bei der Scheimpflug-Messung keine Übereinstimmung, bei Ultraschall eine geringe Übereinstimmung und bei OCP eine ausgeprägte Übereinstimmung beobachten. Eine signifikante Korrelation zwischen den Änderungen in der cornealen Pachymetrie und der geplanten Ablationstiefe war bei allen drei Verfahren erkennbar. Hier lag OCP vor Scheimpflug und Ultraschall. Dabei war der mit dem OCP gemessene Abtrag – statistisch signifikant – deutlich tiefer als mit den anderen beiden Methoden. OCP ermöglicht, anders als das Scheimpflug- und Ultraschall-Verfahren, eine kontinuierliche Messung während des Laserabtrags und liefert Erkenntnisse über eine eventuell vorhandene Hornhautdehydration, die den Umfang des Abtragsvolumens erhöht. Dieser Dehydrationseffekt tritt möglicherweise nur flüchtig auf und kann nur mit kontinuierlicher Beobachtung ermittelt werden. Dies stellt eine ausreichende Restdicke des stromalen Bettes nach der Ablation und damit die biomechanische Stabilität der Hornhaut sicher. Ein Vorteil von kontaktfreien Messungen ist das reduzierte Infektionsrisiko.
Vom klinischen Standpunkt aus betrachtet, ist OCP die beste der drei Methoden, um kontinuierlich die corneale Pachymetrie zu beobachten. Die Abweichung zwischen der geplanten und tatsächlichen zentralen Ablationstiefe lässt möglicherweise Rückschlüsse auf eine Unter- oder Überkorrektur während der Laserbehandlung zu. OCP hat in der Studie ermutigende Resultate bei der Prognose des refraktiven Ergebnisses gezeigt. Online OCP ermöglicht die klinische Bewertung intraoperativer Ablationsparameter während des refraktiven Eingriffs. Weitere Studien sind notwendig, um die aktive Steuerung der Laserablation durch kontinuierliche Beobachtung zu bewerten, mit der sich Laseralgorithmen und Nomogramme verbessern lassen.
Die Studie hat gezeigt: Pachymetrische Messungen können sinnvoll genutzt werden, um corneale Laserkorrekturen zu beobachten, zu analysieren und damit eine biomechanische Schwächung der Hornhaut zu verhindern. OCP ist sehr nützlich für die intraoperative Bewertung zentraler cornealer Änderungen, der Flapdicke und der verbleibenden Restdicke der Hornhaut.
1 Wang Z, Chen J, Yang B. Posterior corneal surface topographic changes after laser in situ keratomi-leusis are related to residual corneal bed thickness. Ophthalmology; 1999; 106: 406-9
2 Blaker JW, Hersh PS. Theoretical and clinical effect of preoperative corneal curvature on excimer laser photorefractive keratectomy for myopia. J Refract Corneal Surg; 1994; 10: 571-4
3 Roberts C. The cornea is not a piece of plastic. J Refract Surg; 2000; 16: 407-13
4 Binder PS. Analysis of ectasia after laser in situ keratomileusis: risk factors. J Cataract Refract Surg; 2007; 33: 1530-8
5 Salz JJ, Azen SP, Berstein J, Caroline P, Villasenor RA, Schanzlin DJ. Evaluation and comparison of sources of variability in the measurement of corneal thickness with ultrasonic and optical pachymeters. Ophthalmic Surg; 1983; 14: 750-4
6 O’Donnell C, Maldonado-Codina C. Agreement and repeatability of central thickness measurement in normal corneas using ultrasound pachymetry and the OCULUS Pentacam. Cornea; 2005; 24: 920-4
7 Wirbelauer C, Pham DT. Intraoperative optical coherence pachymetry during laser in situ keratomi-leusis-first clinical experience. J Refract Surg; 2003; 19: 372-7